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Ich und meine Sensibilität

„Ich habe vor zwei Tagen diese Dokuserie gesehen. Ich musste so weinen!“

„Nein, erzähl es mir nicht! Ich will es nicht wissen!“

So, der zweite Satz kommt von mir. Versteht mich nicht falsch, es ist nicht so, dass ich kein Interesse zeigen mag. Ich würde sogar soweit gehen, dass ich sagen würde, dass gerade weil mich bestimmte Themen richtig berühren, ich mich nicht damit auseinandersetzen möchte.

 

Obwohl ich manchmal härter herüberkomme bzw. sogar herüberkommen möchte, habe auch ich meine „weiche Schale“-Momente.

Möchte ich, dass dies sehr hervor scheint? Nein, gar nicht und zwar aus verschiedenen Gründen.

Zum Einen möchte ich im Vornherein nicht mit negativen Angelegenheiten konfrontiert werden - warum denn auch? Auf der anderen Seite habe ich das Gefühl - ob es richtig ist, sei mal dahingestellt -, dass sensibel sein, in der heutigen Welt nicht wirklich akzeptiert bzw. als Vorzug gesehen wird.

 

Ich habe mir Gedanken darüber gemacht, ob es vielleicht nur eine "Erscheinung" der Geschäftswelt ist. Diese ist bekannterweise eher patriarchal geprägt, weshalb sich auch noch heutzutage viele Aktivisten und Aktivistinnen dafür einsetzen, dass Frauen Männern gleichgestellt werden. Nur dass eventuell Frauen doch - auch hormonell bedingt - Angelegenheiten und Situationen anders wahrnehmen und entsprechend darauf reagieren, im Vergleich zu Männern.

Und ja, das war jetzt sehr pauschal.

 

Nichtsdestotrotz bin ich schon immer so gewesen, dass ich versucht habe, meine sensiblere Seite zu verstecken bzw. ihr nicht so viel Freiraum geschenkt habe - auch bevor ich in die Arbeitswelt gekommen bin. Deswegen glaube ich, - wenn ich mich selbst als Beispiel nehme - dass dies zumindest nicht nur auf diese Umwelt eingeschränkt werden kann. Womöglich könnte es daher kommen, aber dieses Verhalten hat sich sicherlich noch auf andere Lebensbereiche ausgeweitet.

 

Wenn ich etwas distanziert darüber nachdenke, finde ich mein eigenes Verhalten fast traurig. Genau wie jede andere ist auch Sensibilität eine Facette von mir, ein Teil von mir, der mich auch ausmacht und mich einzigartig macht. Klar, es kann mal einfacher sein, nicht sensibel zu sein. Aber die Hauptsache ist, vernünftig zu bleiben - oder wie man auf Englisch sagt "sensible"!

 

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